
Die Ägypter waren Meister im Umgang mit der Einteilung von Zeit und schufen sich dafür einen Kalender sowie Uhren. Diese Instrumente waren an den Sternen ausgerichtet. Es waren Fixsterne die sie bei Sonnenaufgang ( heliakisch ) und Untergang ( akronychisch ) beobachteten, sowie der nächtliche Sternenhimmel. Um welche Sterne es sich genau gehandelt hat, ist heute schwer zu sagen, da der heutige Nachthimmel nicht mehr mit dem der Ägypter übereinstimmt. Ein Stern kann auf alle Fälle genannt werden. Es ist Sirius. Sein Erscheinen kündigte den Beginn der Nilschwemme an. Mit seinem Erscheinen begann auch der Jahreskalender.
Für die Ägypter waren die Sterne nicht nur einfach Himmelserscheinungen, sondern Götter.
Diese Göttern schrieben sie einen großen Einfluss für ihr Leben auf der Erde zu. Darum spielte die Himmelsbeobachtung ein große Rolle. Aus ihr konnten sie Informationen für ihren Alltag gewinnen. In die Himmelsbeobachtung waren die Ekliptik und zwölf Tierkreiszeichen, die Zodiaken nicht mit einbezogen. Das unterscheidet die Sternbeobachtung der Ägypter von ihren kulturellen Nachbarn. Erst im Verlauf der weiteren Geschichte Ägyptens kam es in der Spätphase ihrer Hochkultur zu Vermischungen.
Für die Beobachtung der Sterne waren in der Priesterschaft die Horologen zuständig. Sie kamen gleich nach den Schreibern von Hieroglyphen. Ihre Aufgabe bestand in der Beobachtung der Sterne für viele Lebensbereiche. Der Dienst im Tempel wurde von den Sternen bestimmt. Neubauten wurden sowohl nach Sternen wie zum Beispiel die Pyramiden ausgerichtet. Sternkonstellationen zeigten den richtigen Zeitpunkt für Baumaßnahmen an. Auch bei Festen und anderen Ereignissen wurde so verfahren. Wenden wir uns nun dem Kalender und den Uhren im Einzelnen zu.
Wie schon gesagt begann das Jahr mit dem Aufgang von Sirius im Juli. Es folgten 36 Wochen mit jeweils 10 Tagen. Der Beginn der Woche wurde durch den heliakischen Aufgang eines Sternes angezeigt. Da der Stern auch für einen Gott stand, gab er den folgenden 10 Tage seinen Namen.
Die 36 Wochen teilten die Ägypter in 12 Monate mit jeweils 3 Wochen. Ein Monat hatte also 30, oder 3 x !0 Tage. Um auf die Zahl von 365 Tagen für ein Jahr zu kommen hängten sie den 12 Monaten 5 Tage an, die sie „das kleine Jahr“ nannten. Auffällig ist an dieser Aufteilung der 10 Tage-Zyklus. Es erinnert an den Lebensbaum mit seinen 10 Sephiren.
Für die Orientierung am einem Tag benutzten die Ägypter zwei Uhren. Tagsüber nahmen sie eine Schattenuhr (Sonnenuhr), für die Nacht eine Sternenuhr.
Die helle und dunkle Zeit des Tages teilten sie in jeweils 12 Stunden. Die 12 des Tages wurden nach dem Sonnenstand bestimmt.
Für die 12 Stunden der Nacht hat es entwicklungsgeschichtlich zwei Uhrsysteme gegeben. Die Erste, die Diagonalsternuhr berechnete die Nachtstunden nach den Dekansternen, also so wie im Jahreskalender. Später folgte die Ramessidische Uhr. Sie richtete sich nicht nach den Dekansternen sondern nach anderen Sternen. Außerdem wurde Ihr zu den 12 Stunden eine 13. hinzugefügt. Dadurch war eine genauere Zeitmessung möglich.
Durchgesetzt hat sich über die Zeit der Diagonalsternuhr. Das hatte folgende Gründe. Zum Einen standen den 13 Stunden der Ramessidischen Uhr die Berechnungsgrundlagen mit 12 Stunden der aufkommenden Griechisch-Römischen Zeit entgegen, zum Anderen entsprach die Uhr nicht mehr der Stundeneinteilung des ägyptischen Amduat. Diese Mythologie beschreibt in stündlicher Einteilung die nächtliche Wanderung des Osiris durch das Totenreich.
Bemerkenswert ist, das es in der ägyptischen Geschichte eine Zeitspanne gegeben hat, in der die Zahl 13 im Zusammenhang mit Zeit eine Rolle gespielt hat. Geschichtlich hat sich die zeitliche Einteilung durch die Zahl 12 durchgesetzt, was aber nicht unbedingt vorteilhaft sein muss. Die 12 entspricht ganz dem Prinzip des Kreises ( 12 x 30 = 360 ). Das bedeutet im Zusammenhang mit der Zeit immer gleichen Zeitzyklen zu folgen. Die 13 führt aus dem Prinzip der Zeit als Kreislauf heraus. Sie wirkt wie eine Kraft die in einer Spiralbewegung aus der Kreisebene herausführt. Die 13 ist also ein Weg, der aus der Zeit führt. Sollte es sein, das die Ägypter diese Möglichkeit entdeckt hatten aber gegenüber ihrer Tradition sowie dem kulturellen Umwelt nicht durchsetzen konnten?
Die Ramessidische Uhr
Gefunden hat man die Uhr in den Gräbern von Ramses VI., Ramses VII. und Ramses IX. Sie alle waren nicht mehr Komplet. Trotzdem ist es den Archäologen gelungen, aus 4 Exemplaren ein fast Vollständiges zu machen. So ergibt sich folgendes Bild:
Die Uhr setzte sich aus 24 Tafeln zusammen. Somit hatte jeder der 12 Monate zwei Tafeln.
Der Monat des Ägyptischen Kalenders setzte sich wie schon erwähnt aus 3 Wochen mit jeweils 10 Tagen zusammen. Die erste Woche begann mit dem 1. Tag, die Zweite mit dem 11. und die Dritte mit dem 21. Tag. Die zwei Tafeln der Ramessidischen Uhr waren dem 1. und 16. Tag des Monats zugeordnet. Das bedeutet eine Zweiteilung in der Mitte. Jede Tafel war für 15 Tage gültig.
Das ergibt eine Aufteilung des Monats im Verhältnis 3 zu 2, drei Dekaden und 2 Tafeln a 15 Tagen.
Das ist ein interessantes Ergebnis, da das Verhältnis 3/2 dem der Quinte in der Musik entspricht.
Sterne senden Schwingungen aus, denen man Töne zuordnen kann. Offenbar waren die Priesterwissenschaftler der Ägypter in der Lage diese Töne wahrzunehmen.
Die Uhr nennt insgesamt 47 verschiedene Sterne. Ihre Positionen wurden mit dem menschlichen Körper gemessen. Die Mitte stand für den Meridian. Der Kopf war dabei nach dem Zenit ausgerichtet. Weitere Messpunkte waren das rechte Ohr, Auge und Schulter für die Richtung Osten sowie das Gleiche auf der linken Seite Richtung Westen. Insgesamt sind es 7 Messpunkte.
Eingetragen wurde die Stunde, der Name des Sterns und seine Position.
Wie schon erwähnt war die Nacht in 13 Stunden eingeteilt. Somit hatte die Uhr 13 Zeilen. Die Erste stand für den Anfang der Nacht, die unmittelbar nach Sonnenuntergang begann. Die folgenden Zeilen markierten jeweils das Ende der 12 Nachtstunden.
Da die erste Zeile den Anfang der Nacht markiert und die 2. Zeile das Ende der 1. Stunde anzeigt, entsteht ein größerer Zeitraum. Ist es der Raum um aus der Zeit zu gehen?
Auch die Bestimmungspunkte am menschlichen Körper geben zu denken. Was ist, wenn die Priesterwissenschaftler verschieden groß waren? Eine andere Körpergröße auf gleicher Position wird zwangsläufig zu einem anderen Ergebnis führen. Die Messung am Körper war also keine Peilung. Haben sie die Fähigkeit besessen die Sterne zu fühlen, gar zu hören?
Die Ramessidische Uhr ist ein interessantes Zeitwerkzeug der Ägyptischen Kultur, die uns in heutiger Zeit zu Fragen zum Phänomen Zeit viele Antworten liefern kann. Gleichzeitig wirft sie eine ganz wichtige Frage zur ägyptischen Vergangenheit auf.
Das Kalendersystem und die Uhren galten für die 12 ägyptischen Monate. Es waren genau 360 Tage. Wie haben die Ägypter die Zeit in den fünf zusätzlichen Tagen am Ende ihres Jahres gemessen? Diese Zeit nannten sie das kleine Jahr, damit sie auf 365 Tage des Sonnenjahres kamen.Wie und woran haben sie sich an diesen Tagen zeitlich orientiert. Gab es einen Kalender, eine Uhr?